Auf dem deutschen Öl- und Gasmarkt scheint sich eine Elefantenhochzeit anzubahnen. Unser Depotwert BASF will das Wintershall-Geschäft mit „Deutsche Erdöl AG“ (Dea), die vom russischen Milliardär Michail Fridman kontrolliert wird, fusionieren. Zum jetzigen Zeitpunkt soll BASF die Aktienmehrheit an dem fusionierten neuen Unternehmen halten. Mittel- bis langfristig, so die Planspiele, könnte der Konzernteil jedoch an die Börse gebracht werden. Wie weit die Gespräche bereits fortgeschritten sind, ist nicht bekannt. Auch ob es bereits einen Zeitrahmen für ein IPO des zusammengeschlossenen Öl- und Gasgeschäftes gibt, wollten die beteiligten Unternehmen nicht kommentieren. Grössere Schwierigkeiten dürfte ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen nicht machen. Beide arbeiten bei einigen Grossprojekten seit Jahren erfolgreich zusammen – man kennt sich also. Aus unserer Sicht könnte der Deal – also die markante Vergrösserung des Öl- und Erdgasgeschäftes – jedoch eine Zäsur beim deutschen Chemieriesen einläuten: Der Einstieg in den Ausstieg vom Öl- und Erdgasgeschäft. Denn BASF würde an dem neu geschaffenen Unternehmen Wintershall/Dea gut zwei Drittel des Kapitals halten. Angesichts der in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Volatilität in diesem Bereich dürfte ein Börsengang von Wintershall/Dea dazu dienen, dass BASF seine Mehrheit abgibt und sich langfristig komplett aus dem Unternehmen zurückziehen will. Ein solches Vorgehen käme einem Bruch mit der Tradition des deutschen Chemiekonzerns gleich. Denn bisher war man bei BASF seit gut 100 Jahren darauf bedacht, dass alle wichtigen Ausgangsstoffe für die Chemieproduktion in Eigenregie produziert wurden. Dieser Anspruch scheint nun nicht mehr zu herrschen. Wintershall war über viele Jahre ein signifikanter Ergebnislieferant für BASF, was half, das schwankungsanfällige Chemiegeschäft auszugleichen. In den zurückliegenden gut 20 Jahren steuerte Wintershall im Schnitt ein Fünftel zum operativen Konzerngewinn von BASF bei. Zuletzt war der Anteil jedoch deutlich gesunken. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres steuerte Wintershall gut 8% zum operativen Konzernergebnis bei. Ein Zusammenschluss von Wintershall und Dea erscheint uns aus Sicht der BASF-Aktionäre vielversprechend. Die Unsicherheiten im Ölgeschäft, die BASF in den zurückliegenden Jahren immer wieder belasteten, könnten letztlich markant zurückgeschraubt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fusionsdeal zustandekommt, schätzen wir als hoch ein.
Konklusion:
Die Fusion von Wintershall/Dea sollte der BASF-Aktie kurz- bis mittelfristig neue Kursfantasie geben. Wir empfehlen, die Aktie mit einem mittelfristigen Kursziel von EUR 110 zu kaufen.